Liebe Eltern der Schulgemeinde,
gestern hatte Friday seinen Wesenstest. Diesen hatte er mit Bravour gemeistert.
Es musste zeigen, dass er ein gutmütiger, freundlicher und arbeitsfreudiger Hund mit lebhaftem, ausgeglichenem Temperament und einem ausgeprägten Willen zum Gehorsam (will to please) ist. Als anpassungsfähiger, hingebungsvoller Begleiter soll er eine große innere Sicherheit ohne eine Spur von Aggression oder unangebrachter Scheue zeigen. Jegliche Aggressivität und Schärfe oder ein ausgeprägter Kampftrieb sind unerwünscht, aber auch Ängstlichkeit oder starke Unsicherheit, ausgeprägtes Misstrauen, Nervosität oder Schreckhaftigkeit sind hier nicht gewünscht.
Wie sieht nun solch ein Wesenstest aus, was erwartete dort Friday und mich? Nachdem die ersten beiden Rüden vor unserer Prüfung durchgefallen waren, war ich schon sehr aufgeregt. Es ist mein Baby und jede Mutter weiß, wie man sich fühlt, wenn das Kind in die Prüfung geht.
Zuerst startete alles mit einer Befragung von mir zur bisherigen Entwicklung und Haltung von Friday. Und nachdem alle Fragen gewissenhaft beantwortet waren, musste ich Friday ableinen sowie sein Halsband abnehmen und es ging mit dem praktischen Teil los. Friday und ich durften unter Begleitung der Prüferin einen Spaziergang unternehmen. Kommandos durften dabei nicht gegeben werden, der Hund soll sich frei bewegen – übrigens bis zum Wesenstest-Ende. Es wurde geschaut, wie die Bindung Fridays an mich als Führer ist, wie sind der Bewegungs-, Spür-, Beute- oder Spieltrieb von Friday ausgeprägt?
Friday lief fröhlich durch die Gegend, entdeckt einen See, aus dem er nur sehr ungern wieder heraus kam und bekam von der Wesenstest-Richterin bescheinigt, dass er frei und fröhlich – etwas faulbärig – mit fester Bindung zu mir sich zeigt.
Danach folgte der 2. Teil des Wesenstests. Nun fand ein Spiel mit mir statt – zunächst ohne Gegenstand. Dieses Spiel zeigte die Ausprägung von Spiel- und Kampftieb, Unterordnungsbereitschaft, Vertrauen zum Führer und vieles mehr. Und Friday ließ sich gerne darauf ein. Dann wurde ein Wurfgegenstand „ins Spiel“ gebracht. Und mit dessen (wieder Kommando-freiem) Abwurf. Hier war Friday wie jeder „richtige“ Labrador mitten in seinem Element. Er kehrt langsam trabend – bloß keine Kraft verschwendet – mit seiner „Beute“ zu mir zurück. Auch hier würde schnell deutlich, ob Friday in Kampfstimmung gerät und seine Dominanz zeigt. Was er nicht tat. Ich musste Friday in die Rückenlage bringen. Danach waren wir plötzlich in einer „Marktsituation“: Überall liefen fremde Menschen (alle getestest und mit Maske) kreuz und quer, Friday und ich mittendrin und kein „bei Fuß“ und keine Leine. Laut Wesenstest hielt Friday hier den Kontakt zum Führer; er suchte mich. Gegenüber Fremdpersonen ist er interessiert und freundlich. Und als die Marktbesucher von der Wesenstest-Richterin aufgefordert wurden, den Hund zu locken und zu versuchen, mit ihm zu spielen, geht Friday laut Wesenstest-Protokoll begeistert und freundlich darauf ein. Nun wurde eine Menschengasse gebildet. Friday durfte in dieser Situation nicht drohend oder scheu reagieren. „Sicher, unerschrocken, freundlich“ zeigt sich denn auch Friday. Dann ging es auf den „Parcours“, wo die verschiedensten optischen und akustischen Umweltreize als weiterer Wesenstest auf den nichtsahnenden Friday warteten: Eine ausgelegte Plane musste überquert werden, und es musste ein Plastikhuhn, ein Wildschweinfell und andere Gegenstände beschnuppert und verschiedenste akustische Reize verkraftet werden, beispielsweise eine mit Steinen gefüllte klappernde Plastikgießkanne, ein bellender Spielzeughund oder plötzlich umkippende aufeinandergestapelte Blechtonnen. Friday reagierte laut Wesenstest-Protokoll sicher, unerschrocken und interessiert, für die Prüferin wurde sehr deutlich, dass Friday Krach und Lärm kannte. Es keine Reize gab, die ihn aus der Ruhe bringen konnten. Dann tauchte plötzlich ein „Gespenst“ auf. Friday reagierte in dieser Situation durchaus gelassen bis uninteressiert. Er begrüßt sogar das Gespenst.
Dann kehrte Friday mit mir zur restlichen Gruppe zurück. Bei diesem Rückweg fielen auf drei unterschiedliche Entfernungen (100m, 50m, 20m) Schüsse. Wie erwünscht reagierte Friday darauf gemäß Wesenstest-Protokoll neugierig, aufmerksam, sicher und unerschrocken – und war auch bereit, den Verursacher freundlich zu begrüßen. Und in diesem Moment war unser Wesenstest bestanden und zu Ende: ein schönes, interessantes und abwechslungsreiches Erlebnis für Friday und mich. Wir waren danach beide platt. Aber ich ganz stolz auf unseren „faulbärigen“ Friday.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Nicole Skubella
Rektorin